Schwere Sprache Deutsch
작성자 최고관리자 작성일 2024.02.29 228회 |
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Schwere Sprache Deutsch
Gut zehn Prozent der Studierenden hierzulande kommen aus dem Ausland, doch nur selten können sie auf Englisch studieren. Welche Hürden die Wissenschaftssprache Deutsch birgt und was besser laufen könnte. Eine „Ansage“ aus dem Orientierungskurs für ausländische Studierende zu Beginn ihres Studiums hat sich Ani Nersesyan besonders eingeprägt: „Sie müssen sich doppelt so viel Mühe geben wie Ihre deutschen Kommilitoninnen und Kommilitonen. Niemand nimmt Rücksicht auf Sie.“ Damit spielte der Studiengangskoordinator auf die Sprachbarriere an, die Studierende aus dem Ausland seiner Erfahrung nach zusätzlich zu den Herausforderungen eines Studiums überwinden müssen. „Und er hatte recht“, erinnert sich die heute 23 Jahre alte Armenierin. „Friss oder stirb“-MentalitätZum Wintersemester 2020/2021 begann sie an der Münchner Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) „Deutsch als Fremdsprache“ (DaF) zu studieren. Zuvor hatte sie sich nach ihrem Schulabschluss in Eriwan ein Jahr lang am Goethe-Institut und im Eigenstudium auf den Test „Deutsch als Fremdsprache“ (TestDaF) vorbereitet, den sie vor der Zulassung an der LMU auf Niveau 2 bestehen musste. Um für ein Studium in Deutschland überhaupt zugelassen zu werden, verlangen deutsche Hochschulen von ausländischen Studienbewerbern einen Nachweis über ihr Deutsch-Niveau. Das kann beispielsweise eine auf einer deutschen Schule im Ausland erworbene Hochschulzugangsberechtigung sein. Oder ein Zertifikat, das ein hohes Niveau an Deutschkenntnissen attestiert – je nach ausstellender beziehungsweise prüfender Institution wird der Grad unterschiedlich beziffert. Doch nach dieser ersten Hürde kamen für Nersesyan einige weitere. „Auch wenn ich bereits ein gewisses Sprachniveau erreicht hatte: Akademische Sprache, wie sie an der Universität genutzt wird, war für mich zunächst nur mit sehr viel Mühe einigermaßen verständlich.“ Auch mit den Aufgabenstellungen für eigene wissenschaftliche Texte waren sie und andere ausländische Studierende in ihrem Semester zunächst oft überfordert. „Ältere Texte beispielsweise nutzen noch die alte Rechtschreibung, das wusste ich aber einfach nicht“, erinnert sie sich. Ganz allgemein habe sie sich oft des Eindrucks nicht erwehren können, dass eine gewisse „Friss oder stirb“-Mentalität“ herrschte. Ihr Studium hat Nersesyan gerade trotzdem erfolgreich mit ihrer Bachelorarbeit beendet – auch wenn manche Lehrbeauftragte monieren, ihr Schreibstil sei nach drei Jahren Studium noch immer „nicht wissenschaftlich genug“, obwohl sie in diesem Bereich viele Hilfsangebote seitens der Fachschaft und des Schreibzentrums in Anspruch genommen hat. Was Nersesyan neben einem Hochschulabschluss aus ihrem Studium mitgenommen hat? „Ich habe gelernt, an meine Fähigkeiten zu glauben, und habe viel Selbstbewusstsein entwickelt. Und ein großes Maß an Frustrationstoleranz und Durchhaltevermögen.“ Bayrisch als weitere FremdspracheTrotz der Sprachbarrieren nimmt die Zahl ausländischer Studierender in Deutschland kontinuierlich zu. Zum Wintersemester 2022/2023 waren laut Statistischem Bundesamt gut 367.000 von ihnen an einer deutschen Hochschule immatrikuliert. Damit machen sie gut 10 Prozent der Studierenden aus. Trotz zunehmender Internationalisierung werden die meisten Studiengänge nach wie vor auf Deutsch abgehalten, vor allem dann, wenn es sich um ein grundständiges Studium handelt. Einige Master- oder Promotionsstudiengänge hingegen können auch an deutschen Hochschulen schon auf Englisch absolviert werden. Auch wenn es sie viel Kraft und Ausdauer gekostet hat, für Nersesyan wäre ein Studium auf Englisch keine Alternative gewesen. Ihrer Erfahrung nach erleichtert es den Kontakt zu Einheimischen und die Integration im Alltag enorm, wenn man die Landessprache spricht. „Ich hatte zu Beginn zwar Probleme, die Menschen auf der Straße oder beim Einkaufen zu verstehen. Bayrisch war für mich erst einmal wie eine weitere Fremdsprache“, sagt sie und schmunzelt. Doch Nersesyan möchte Kontakte knüpfen und die Kultur ihres Gastlandes kennenlernen – auch, weil sie in Deutschland leben und arbeiten möchte. „In Armenien haben junge Menschen leider wenig Perspektiven.“ |